• Römerstadt Carnuntum
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Römerstadt Carnuntum

Downtown Carnuntum

Vor rund 1700 Jahren wohnten genau hier die Reichen und Schönen: In der Römerstadt Carnuntum taucht man ein in die ehemalige Weltstadt am Donaulimes – in ein ganzes Stadtviertel, das über den Original-Fundamenten rekonstruiert wurde. Die Kulturvermittler Flavius Kyrill Blume und Ruth Lößl-Brousil führen uns darin zu den „Places to be.“ 

 

City-Trips gibt es viele, ...

... diesen nur genau hier: 40 Kilometer östlich von Wien. Unsere Reise führt zurück in die Geschichte – als sich das Römische Reich quer über Europa und den Norden Afrikas erstreckte. Damals bildete der Donaulimes die nördliche Grenze – und Carnuntum war nicht nur eine wichtige Militärbasis, sondern auch eine Stadt mit rund 50.000 Einwohnern. Eine echte Metropole, so bedeutend wie Alexandria oder Jerusalem. 

Kulturvermittler Flavius Kyrill Blume und Ruth Lößl-Brousil

Schauen wir ins Wohnzimmer. Mit seinen 40 Quadratmetern und der Fußbodenheizung war es echt luxuriös – das konnten sich nur wenige leisten.

G’schichten aus der Geschichte: Flavius Kyrill Blume und Ruth Lößl-Brousil führen durch die Römerstadt Carnuntum. Römerstadt Carnuntum

Carnuntum heute heißt: Ein Teil der ehemaligen Römerstadt wurde über den Original-Fundamenten rekonstruiert. Den „Ersten Bezirk“ von damals kann man dadurch zu Fuß entdecken – im Rahmen einer Führung oder auf eigene Faust. Man wandelt auf Pflaster, das schon einst die Einkaufsstraßen ebnete. Wer genau schaut, entdeckt darauf die Spuren der antiken Wagenräder. Hier am „Highway“– zwischen der öffentlichen Therme und den Geschäften – sollte man abbiegen ins Haus des Lucius, dem ersten Tipp von Flavius Kyrill Blume und Ruth Lößl-Brousil.  Ein wichtiges Möbelstück der Römer kann man hier auch erleben: die Kline, das Speisebett. Darin nahmen allerdings nur die Männer Platz, um sich während dem Essen bequem zu betten.

Warum’s in der Therme wohlig warm ist

Der nächste Hotspot – im wahrsten Sinn des Wortes – befindet sich gegenüber: die öffentliche Therme. Auch hier gilt: Sie ruht auf den originalen, antiken Fundamenten. Das bedeutet, dass alle Räume genauso groß waren wie in der Rekonstruktion heute. Hier spürt man als Besucherin und Besucher auch eine wichtige Erfindung der Römer hautnah: die Fußbodenheizung. Sie wird durch den großen Holzofen befeuert – heute genauso wie damals. „Die öffentlichen Thermen waren auch aus hygienischen Gründen besonders wichtig. Man darf sich das aber nicht wie Wellnessurlaub in der heutigen Zeit vorstellen. Das Wasser wurde nur alle vier bis sechs Wochen gewechselt“, erzählen die Kunstvermittler. 

Olivenöl – die Wunderwaffe der Römer

Einen wohligen Geruch verströmte dagegen mit Sicherheit das römische Pfannenbrot, das zum Beispiel Schulklassen bei einer Führung vor Ort probieren können. Flavius Kyrill Blume hat das Rezept auch fürs Nachbacken zuhause verraten: Man mischt Weizen- mit Dinkelmehl, italienischen Kräutern und ein wenig Salz (das war damals teuer!). Dann kommt noch etwas kaltes Wasser dazu und schon kann der Teig mit Olivenöl geknetet werden und in der Pfanne ausgebacken werden. Apropos Olivenöl: „Das war überhaupt die Wunderwaffe der Römer“, findet Ruth Lößl-Brousil. „Sie benützten es auch für ihre Öllämpchen, die überall im Haus Licht spendeten.“

Wer sich für den eigenen Garten Inspiration holen möchte, wird in Carnuntum ebenfalls fündig. „Wir haben hier einen Stadtgarten rekonstruiert: Die Damaszener Rose war damals die wertvollste Rose. Ihr Öl wurde sogar in Gold aufgewogen. Die Römer pflanzten aber auch Küchen- und Heilkräuter. Thymian, Salbei, Rosmarin – all das nahmen sie von Italien mit.“
 

Mindestens einen halben Tag einplanen

Was nach einem Stadtrundgang in Downtown Carnuntum bleibt, sind nicht nur römische Rezepte. Sondern auch jede Menge Aha-Erlebnisse. Dass vieles, was heute für uns selbstverständlich ist, auf römischen Entwicklungen beruht – von der Lateinischen Schrift über das Römische Recht bis hin zu profanen Dingen wie der Fußbodenheizung oder dem Kanalsystem. Man nimmt sich also am besten viel Zeit, um in die eigene Geschichte einzutauchen. „Mindestens einen halben Tag, besser einen ganzen“, empfehlen die Profis.

Alle Infos zu Öffnungszeiten, Führungen & Veranstaltungen: www.carnuntum.at