• Römer vor dem Römerturm sowie Römer mit Pferd in einem Streitwagen in Tulln im Tullner Donauraum
  • Obstteller auf einem dekorierten Tisch, daneben steht ein als Römer verkleideter Mann, welcher an der Veranstaltungsreihe "Römische Gaumenfreuden" in der Villa Urbana im Archäologischer Park Carnuntum teilnimmt.
  • Römerturm Mautern in der Wachau
  • Ausstellungsraum im Römermuseum Mautern in der Wachau

Kastell Wallsee

Die Überreste des Kastells liegen auf einem fast rechteckigen Felsplateau, einem Ausläufer der Strengberge, die bei Wallsee bis an das Südufer der Donau heranreichen. Die Sandsteinfelsen fallen an der West- und Ostseite zunächst drei Meter, dann bis zu 45 Meter zu den darunterliegenden Donauauen steil ab. Nordwestlich lag in einem Nebenarm der Donau vermutlich die römische Hafenanlage, weiter östlich wahrscheinlich auch eine Furt, die eine Überquerung des Stromes ermöglichte. Die erhöhte Lage bot einen guten Ausblick auf das nördlich der Donau liegende Machland. Außerdem bestand eine gute Sichtverbindung zu zwei nahegelegenen Wachtürmen, donauaufwärts zu dem von Au-Rotte Hof/Engelbachmühle und donauabwärts zu dem von Sommerau/Schweinberg.

 

Die Kastellmauern ergeben eine Geviert von etwa 190m x 160m, also ungefähr 3,1 ha. Mehrere Bauphasen lassen sich feststellen, die zunächst mit einer Anlage eines Holz-Erde-Kastells beginnen (Ausgrabung Ubl 1978). Die im 2. Jahrhundert vorgenommene steinerne Befestigung zeigt sich in 1,5 m breiten Kastellmauern, die vorwiegend aus Granitbruchsteinen in Kalkmörtel bestehen, deren Herkunft noch ungeklärt ist. Erforscht wurden die auskragenden Ecktürme, die nördlichen und südlichen Toranlagen und die dazwischen liegende Verstärkungstürme, die wahrscheinlich zur Zeit Valentinians ausgebaut wurden, sowie ein U-Turm am südöstlichen Kastelleck. Hier entstand in der Spätantike vermutlich ein Restkastell.

Gebäudereste im Areal des 3,1 ha großen Kastells wurden als Principia erkannt, an die sich im Osten ein Gebäude mit Hypokausten und Praefurnium anschließt.

Die vor der Süd- und Ostmauer des Kastells verlaufende, ca. 90 cm starke Bruchsteinmauer wurde als mittelalterliche Einfriedung der Sunilburg erkannt.

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Forschungsgeschichte

Seit 1868/69 vermutete Friedrich von Kenner in der exponierten Lage des Ortes ein ideales Terrain für ein Limeskastell. Auch in der Sammlung des Schlosses in Wallsee befanden sich zu dieser Zeit schon zahlreiche römerzeitliche Fundstücke, die nach einer Brandkatastrophe im Jahre 1879 bei Aushubarbeiten ans Tageslicht kamen und vom Archivar des Herzogs von Coburg inventarisiert wurden.

Eduard Nowotny vermutete 1924 hier ebenfalls ein Kastell, als er an der Südostecke des Schulgebäudes eine zwei Meter abfallende Böschung als Reste eines Walles erkannte, der einst die Südostecke des Kastells gewesen sein musste. Auch die Nordostecke ist bei der St. Anna-Kapelle in einer bis zu sieben Meter hohen Geländestufe noch erkennbar. Bestätigt wurden diese Annahmen aber erst 1966 durch den Heimatforscher und Volksschuldirektor Elmar Tscholl, als ca. zwei Meter breite Fundamente der Kastellmauer, die im aufgehenden Mauerwerk noch bis zu 1,50 m stark waren, entdeckt wurden. Das Keramikspektrum (nur teilweise publiziert), reicht vom späten 1. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts und spricht für eine lange Belegung des Kastellplatzes (90–488 n. Chr.) Wann genau das frühe Kastell errichtet worden ist, lässt sich jedoch heute noch nicht mit Sicherheit sagen.

Anhand der Beobachtungen Elmar Tscholls (vor allem Bodenstörungen und Risse in den Hausmauern) konnte das BDA seine Kenntnisse über Bauphasen und Befunde des Kastells noch wesentlich erweitern. Überall dort, wo die moderne Überbauung auf der Kastellmauer aufsaß, traten mit der Zeit auffällige Sprünge auf. Sie zeigten sich knapp über dem Bodenniveau als feine Haarrisse, die sich dann bis zum Dach hinaufzogen und dort am auffälligsten zu sehen waren. Nachdem zwischen 1966 und 1967 bei Kanalisationsarbeiten die Ostmauer des Kastells angeschnitten worden war, kamen bei der Verlegung einer Wasserleitung vor Haus Nr. 47 auch Teile der Nordmauer zutage. Im selben Jahr wurde bei Kabelverlegungsarbeiten für die Straßenbeleuchtung das Vorhandensein einer zweiten, ca. 15 m vorgelagerten, schwächeren Mauer festgestellt. 1968 wurden bei Bauarbeiten neben der alten Volksschule wieder die Kastellmauer angeschnitten. Als drei Jahre später ein Umbau geplant wurde, führte das ÖAI eine Notgrabung durch. Zwei Sondierungsschnitte stellten in diesem Bereich drei Bauphasen der südöstlichen Kastellmauer fest, wobei die letzte in die ausgehende Spätantike gehört. Eine starke Brandschuttschicht deutet auf eine gewaltsame Zerstörung hin. 1969 wurde bei der Verlegung von Wasserrohren am Marktplatz vor Haus Nr. 43 eine Grube (Sohle 2,20 m tief, max. Breite 2,6 m) entdeckt, gefüllt mit Holzkohle und zahlreichen Schlackestücken (die sog. „Schwarze Grube“). Im gleichen Jahr stieß man östlich von Haus Nr. 38 auf ein Hypokaustum (Heizanlage). 1978 wurde bei der Grabung durch das BDA (H. Ubl) Befunde des frühen Holz-Erde-Kastells dokumentiert. Hannsjörg Ubl führte daraufhin in den folgenden Jahren mehrere Ausgrabungen durch. Dabei wurden die Reste der Principia im Bereich des Hauptplatzes (direkt neben dem Rathaus) freigelegt.

1986 konnte in einer Flächengrabung im Zuge des Neubaues der Raiffeisenkasse Mauerstücke der Principia und eines antiken Wirtschaftsgebäudes ergraben werden. In deren Fundamenten fand sich eine mit einer Steinplatte abgedeckte und mit Lehm gefüllte Nische die noch die Reste eines Bauopfers aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. enthielt (mehrere Tongefäße, Sigillatenschüssel und ein Tierhorn). Von 1987 bis 1989 wurde vor der Ostmauer in einem Suchschnitt ein Graben und ein Wall beobachtet. Die Entfernung vom Fuß der Kastellmauer zum Scheitel des Walles betrug ca. 12,7 m. Mehrere Ausgrabungen des Österreichischen Archäologischen Institutes (ÖAI) (Herma Stiglitz) und des Österreichischen Bundesdenkmalamtes (Gustav Moßler) am früheren Schulgebäude brachten in dieser Zeitspanne auch die Reste des südöstlichen Eckturms und eine spätantike Überbauung durch ein sog. Restkastell ans Tageslicht. Die Nordwestecke dieses Kastells war danach als "Fenster in die Vergangenheit" auf dem Gelände des Kindergartens zu besichtigen. Bei nachfolgenden Bau- und Grabungsarbeiten ließ sich im Laufe der Zeit vor allem seine Ausdehnung aber auch einige bauliche Details rekonstruieren. Im Zuge einer vom Bundesdenkmalamt durchgeführten Notgrabung gelang es schließlich, seine Lage präzise zu bestimmen.

1999 wurden in der Parzelle Nr. 88 wurden von Elmar Tscholl Reste eines Praefurniums entdeckt. Das Erdreich des Aushubs wurde anschließend auf römerzeitliche Funde untersucht. Dabei konnten unter anderem einige Münzen (konstantinisch) und 14 unbestimmte Ziegelstempel (C PR AV BR, CIAB) geborgen werden. 1996 bis 2000 wurde eine Ortssanierung und bauliche Umgestaltung des Marktplatzes vorgenommen. Tscholl hatte die Möglichkeit die Aushubtätigkeiten zu beobachten, dabei zahlreiche Funde zu bergen und das BDA von den Befundaufnahmen zu verständigen. Im Bereich des Marktplatzes wurden u. a. zahlreiche gestempelte Ziegel und Streufunde geborgen. Im nördlichen Teil des Marktplatzes konnten wieder Teile der Kastellmauer vom BDA dokumentiert werden. Bei Arbeiten im südlichen Bereich des Marktplatzes wurde die Südmauer (Haus Nr. 34 und 54) und das Südtor des Kastells angeschnitten. Zusätzlich konnten beim Haus Nr. 55 die Reste eines spätantiken Zwischenturmes lokalisiert werden. Beim Abriss des Schulgebäudes stieß man 2011 bereits knapp 20 cm unter dem heutigen Gehhorizont auf die spätantiken Befestigung die zwischen 2011 und 2013 vollständig freigelegt wurde. Seine Bausubstanz wurde konserviert und in das Erdgeschoss des neu errichteten Gebäudes der Lebenswelt für Gehörlose und Taubstumme integriert und als öffentlich zugänglicher Schauraum gestaltet.

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