• Luftaufnahme von den Ausgrabungen der Römerstadt Carnuntum, im Bild sieht man zum Beispiel die Römische Therme oder die villa urbana. Auch eine gepflasterte, römische Straße ist zu erkennen.
  • Römisches Heidentor in Petronell-Carnuntum. Das Heidentor ist ein Quadrifrons, ein Monument mit doppelten Durchgängen über vier Pfeilern.
  • Obstteller auf einem dekorierten Tisch, daneben steht ein als Römer verkleideter Mann, welcher an der Veranstaltungsreihe "Römische Gaumenfreuden" in der Villa Urbana im Archäologischer Park Carnuntum teilnimmt.

Römerstadt Carnuntum

In Carnuntum ist die Römerzeit keine weit entfernte Vergangenheit, die durch spärliche Mauerreste durchschimmert, sondern mit allen Sinnen erlebbare Gegenwart. Wo vor 1700 Jahren die römischen Kaiser Weltgeschichte schrieben, wandeln heute Sie auf den Spuren der Cäsaren. Im rekonstruierten Römischen Stadtviertel locken ganzjährig beheizte Thermen, die Amphitheater und die Gladiatorenschule entführen in die Welt der Gladiatoren und im Museum Carnuntinum zeugen zeitlose Schätze von der Kultur und Lebensfreude der einstigen Bewohner.

Als temporäres Winterlager begonnen, wuchs Carnuntum zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert n.Chr. zur Hauptstadt der römischen Provinz Oberpannonien mit rund 50.000 Einwohnern. Neben dem Legionslager und der umgebenden Lagerstadt, entwickelte sich außerhalb der militärischen Zone eine florierende Zivilstadt (municipium).
Der Limes, die Grenze im Norden des Römischen Reiches, wurde in Carnuntum durch die Donau markiert. Nicht nur aufgrund der militärisch wichtigen Lage zur Grenzsicherung des Imperiums, sondern auch wegen der Nähe zu wichtigen Handelsrouten entwickelte sich Carnuntum zu einer bedeutenden römischen Metropole.

Heute ist die Römerstadt Carnuntum ein beliebtes Ausflugsziel, das durch die einzigartige Präsentation ein Zeitfenster in die Welt der Römer öffnet. Die Vergangenheit beginnt hier.

Römisches Stadtviertel
Weltweit einmalig wurde in Carnuntum ein Teil eines römischen Stadtviertels am Originalstandort rekonstruiert und die römischen Häuser vollständig und funktionstüchtig wiederaufgebaut. Sämtliche Baumaßnahmen und Ausstattungsdetails basieren auf archäologischen Befunden vor Ort. Wissenschaftliche Grundlage für den überwiegend in antiker Handwerkstechnik und Handarbeit ausgeführten Wiederaufbau waren jahrelange Untersuchungen, aus denen Aufschlüsse zu Architektur, Heizungstechnik, Gebäudefunktion, Raumnutzung und Innenausstattung gewonnen werden konnten.
Bei einem Besuch öffnet sich ein einmaliges Zeitfenster in das antike Carnuntum im frühen 4. Jahrhundert. Die komplett wiederaufgebauten Häuser sind vollständig möbliert, haben funktionstüchtige Küchen und die Räume zieren prächtige Wandmalereien. Die Gebäude geben einen detailreichen Blick in das römische Leben - so, als hätten die Bewohner die Häuser gerade erst verlassen. Ein besonderes Highlight ist die römische Thermenanlage, die wie zu Zeiten der Römer mit der antiken Fußbodenheizung betrieben wird und den Räumen eine wohltuende Wärme verleiht.

Amphitheater und Heidentor
In den beiden Amphitheatern von Carnuntum und der rekonstruierten hölzernen Trainingsarena der Gladiatorenschule wird die Welt der Gladiatoren wieder zum Leben erweckt. Eine Multimediaausstellung im Amphitheater der Militärstadt lässt hinter die Kulissen der römischen Gladiatorenkämpfe blicken.
Das Heidentor ist das Wahrzeichen der heutigen Römerstadt Carnuntum und blieb als einzige Ruine während der vielen Jahrhunderte seit der römischen Epoche bestehen. Vom ursprünglichen Quadrifrons (Doppeldurchgangsbogen) ist nur mehr die innere Substanz von zwei der ehemals vier massiven Pfeiler vorhanden. Vermutlich wurde es in der Mitte des 4. Jh. als Triumphalmonument für Kaiser Constantius (351-361) errichtet.

Museum Carnuntinum
Das über 100 Jahre alte Museum ist das Schatzhaus von Carnuntum. Die aktuelle Ausstellung archäologischer Funde widmet sich dem Thema römisches Militär: "Der Adler Roms - Carnuntum und die Armee der Cäsaren".
Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Leben in der römischen Armee. Woher kamen die Soldaten, wie waren sie ausgerüstet, und wie funktionierte das römische Militär? Höhepunkte sind das weltweit am besten erhaltene Cornu, ein Blechblasinstrument, das zur Übertragung von Kommandos eingesetzt wurde, sowie vollständig erhaltene Helme. Originalfunde aus Carnuntum geben sehr persönliche Einblicke in die Karrieren und Lebensschicksale der römischen Soldaten.

Carnuntum App
Ein besonderes Erlebnis bietet die kostenlose Carnuntum App. Mittels Virtual und Augmented Reality Visualisierungen erscheinen die antiken Gebäude präzise in Lage und Perspektive am Handybildschirm. Auch antike Originalfunde können am tatsächlichen Fundort per App entdeckt werden. In gegliederten Themenrundgängen werden die Funde als 3D Scan angezeigt und können in allen Facetten betrachtet werden. Sehen Sie Carnuntum genauso, wie die Menschen die vor 1.700 Jahren hier gelebt haben und begeben Sie sich auf Spurensuche nach antiken Fundstücken.


Infos

Öffnungszeiten:
18. März bis 19. November 2023, täglich von 9-17 Uhr

Kontakt:
Römerstadt Carnuntum
Hauptstraße 1A, 2404 Petronell-Carnuntum
T +43 2163 33770
roemerstadt@carnuntum.at, www.carnuntum.at 

 

Nützliche Tipps:
Essen in Petronell-Carnuntum
Schlafen in Petronell-Carnuntum
Anreise

Forschungsgeschichte

Bereits in der Renaissance wurden Funde aus Carnuntum in die kaiserlichen Sammlungen nach Wien verbracht. Die moderne wissenschaftliche Erforschung begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Carnuntum wurde als "Pompeji vor den Toren Wiens" bezeichnet, und erste Grabungen wurden im Bereich des Legionslagers unternommen. 1885 folgte die Gründung des "Vereins Carnuntum", der als Gesellschaft der Freunde Carnuntums bis heute als einer der ältesten archäologischen Fördervereine tätig ist. Im Jahr 1904 wurde das Museum Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg von Kaiser Franz Josef eröffnet. Das Museum wurde aus privaten Mitteln finanziert, um eine "Heimstatt für die Funde von Carnuntum" zu errichten. Im 20. Jahrhundert wurden weitere Grabungen in der ehemaligen Zivilstadt von Carnuntum im Raum Petronell-Carnuntum unternommen mit dem Ziel, ein Freilichtmuseum zu schaffen.

In den Jahren 2000 bis 2012 wurden die bereits in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts ergrabenen Flächen neu untersucht, um genaue Erkenntnisse über die Siedlungschronologie und Bauhistorie zu erhalten. Um die Mauern dauerhaft zu sichern, setzte das Museum gemeinsam mit der Denkmalbehörde ein bislang weltweit einmaliges Konzept um: direkt am Originalstandort wurde ein römisches Stadtviertel errichtet. Ziel ist es, ein Zeitfenster in das frühe 4. Jh. n.Chr., also in die Zeit der Kaiserkonferenz zu öffnen.

130 Jahre nach Gründung der Gesellschaft der Freunde Carnuntums ist die Römerstadt Carnuntum eine der führenden Kulturerbestätten und Innovationsführer zukunftsweisender Forschungsmethoden und State of the art-Präsentation.

Geschichte und wissenschaftliche Grundlagenforschung lebendig zu machen ist das Ziel der Römerstadt Carnuntum. Stets am Puls der aktuellen Forschung, geben KulturvermittlerInnen ihr fundiertes Wissen unterhaltsam an die BesucherInnen weiter. Jährliche Sonderveranstaltungen beleuchten einzelne Kulturbereiche der Römerzeit wie Gladiatur, Militär- und Zivilleben. Die größte archäologische Landschaft Mitteleuropas fasziniert im Wandel der Jahreszeiten und bei jedem Wetter stets durch neue Facetten. Die Europäische Kommission würdigte die Leistungen der Römerstadt Carnuntum 2014 mit der Verleihung des Europäischen Kulturerbe-Siegels.