Irgendwann war das Weinmachen Daniela allerdings nicht mehr genug. Für Kulinarik hatte sie sich immer schon begeistert, schließlich wuchs sie in einer Heurigengegend auf, genau genommen in Unterbergern, das mitten im Dunkelsteinerwald liegt, also ziemlich abseits vom Strom. Und heute lebt sie auf der anderen Seite der Donau, was vielleicht dazu geführt hat, dass ihre Art, Wein zu machen, sich abhebt von dem, was sonst im Wagram üblich ist. Als Jugendliche träumte Daniela davon, Einkäuferin bei Meinl am Graben zu werden. Ein Restaurant zu eröffnen, kam für sie nicht infrage, „da sind wir hinsichtlich der Vielzahl an Haubenlokalen in unserer Region regelrecht gesegnet“, aber warum nicht Menschen auf andere Art eine schöne Zeit bereiten? Eine „Krämerseele“ sei sie immer schon gewesen. Als 2015 die alte Dorfgreißlerei zum Verkauf stand, schlug sie zu. Ein unscheinbares, in einer Seitenstraße gelegenes Gebäude, nur über Treppen zu erreichen. Hinter dem Tor verbirgt sich ein kleiner, angenehm schattiger Innenhof. Von dort gehen mehrere Zimmer ab, eines davon mit einer offenen Küche und einem einladend gestalteten Wohnbereich. Des Weiteren führt eine Eisentreppe von der Terrasse auf eine höhere Ebene, wo sich ein weiteres Schlafzimmer und eine zweite Terrasse befinden, so gut vor Blicken geschützt, dass man sich mitten im Dorf beruhigt nackt sonnen könne, wie Daniela versichert.
Sieben Jahre lang hat sie bis ins kleinste Detail für eine originalgetreue, dabei gleichzeitig zeitgemäße Renovierung gesorgt. Teilweise stammen die Möbel noch aus der rund 100 Jahre alten Greißlerei, ebenso Kleiderhaken und Gläser. Ausgezeichnet wurde die Wahl-Gösingerin dafür mit der Goldenen Kelle, einem Preis für den Erhalt und Ausbau historischer Häuser. Bis zu sechs Personen haben Platz in jenem Haus, das sie ihr „Baby“ nennt. Mietbar ist es nur im Ganzen, wobei auch nur ein Schlafzimmer genutzt werden kann. Wer möchte, stellt sich in der Ladenecke ein kleines Frühstück mit Produkten aus der Region zusammen. Wein gibt es sowieso, natürlich jenen aus eigenem Anbau. Möglicherweise war das nicht das letzte Projekt dieser Art. „Ich liebe es, alten Häusern ein neues Leben zu verleihen.“ Dass sie von deren Seele spricht, macht Daniela nicht zur Esoterikerin, sondern einer Gastgeberin mit Sinn für das Besondere.