Michael stammt vom direkt gegenüberliegende Ufer der Donau. Nach seiner Ausbildung an der Weinbauschule Krems überließ er den elterlichen Weinbaubetrieb seiner Schwester, um sich am Südufer, im 160-Einwohnerort Arnsdorf, selbstständig zu machen. 2019 war das, gemeinsam mit seinem Lebens- und Geschäftspartner Daniel Vogelwaid. Letzterem ist der Name des Betriebs zu verdanken, in Anspielung auf seinen angeblichen Vorfahren Walther von der Vogelweide. In der ganzen Umgebung suchten die beiden nach Weingärten, wurden fündig, begannen mit der Bewirtschaftung und verkauften mitten in der Corona-Pandemie die ersten Flaschen per Onlineshop. Eine der ersten exportierten Paletten ging nach Lettland, der Heimat eines Freundes der beiden. Acht Weine umfasst ihr derzeitiges Sortiment, darunter sechs Cuvées. Zwei Jahre dürfen die Weine im Keller reifen.
Diesen Luxus leisteten sich die beiden von Anfang an, obwohl sie dadurch auf größere Anschaffungen verzichten mussten und beispielsweise die ersten Flaschen mit Wachs versiegelten und von Hand beklebten. Gut, wenn sich eine solche Last auf zwei Schultern verteilt, oder? „Wir ergänzen uns gut“, bestätigt der Jungwinzer. „Im Weingarten sind wir beide gerne. Daniel ist der Kellermensch, ich mag besonders gerne alles, was danach kommt, den Vertrieb, die Gestaltung. Ein Vorteil ist auch, dass Daniels Blick als Zugezogener ein frischer ist. Er wusste ja gar nicht, wie wir Wachauer Wein machen. Andererseits ist es für uns als Paar auch ziemlich herausfordernd, nonstop zusammen zu sein.“ Hinzu kommen die Herausforderungen eines low-intervention-Betriebs, der weitgehende Verzicht auf Eingriffe bei der Vinifikation, die Handarbeit in den Steillagen. Dann der Personalmangel, der alle Winzer:innen betrifft. Aktuell wird das Paar von zwei jungen Einheimischen unterstützt. Erntehelfer:innen rekrutiert man gerne mal über Instagram. Kurz nach der Lese, so Michael, sei er vor Anstrengung trotzdem praktisch nicht ansprechbar.
Sofort in Vollzeit zu gehen sei nie der Plan gewesen, hat sich eher ergeben. Sein Tag im Weingarten ist bereits zu Ende, die Abendschicht übernimmt Daniel, der jetzt kurz an den Tisch tritt, ein kerniger Anfang-Dreißigjähriger mit Vollbart und schwäbischem Akzent. Ursprünglich stammt er aus Reutlingen, absolvierte ein Weinbaustudium in Geisenheim und Bordeaux und blieb nach einem Erasmusstudium an der Wiener Boku in Österreich hängen. Wie empfindet er als Zugezogener seine Wahlheimat? „Als bedächtig, traditionsbewusst, zögerlich gegenüber allem Fremden. Gut, dass der Michi von hier ist.“ Dann verabschiedet er sich in Richtung Weingarten. Michael ergänzt: „Da hat er recht. Das Vertrauen der Nachbar:innen bekommt man als Einheimischer eher. Im Gegenzug erfährt man ab einem bestimmten Punkt echte Hilfsbereitschaft und Loyalität. Auf die Menschen hier kann man sich verlassen.“